Pressespiegel: Wenn Finfluencer keine Finfluencer sein wollen – Die Presse

Finfluencer informieren in sozialen Medien über Geld. Sie füllen eine Lücke, da es um Finanzbildung nicht immer gut bestellt ist.

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Sie räkeln sich nicht unter Palmen oder zeigen ihre perfekt gestylten Kinder. Sie inszenieren weder ihre Abendgarderobe noch ihr farblich akzentuiertes Wohnzimmer. Sie reden dafür über finanzielle Freiheit, Wohlstand oder Aktien: Finfluencer. Menschen, die im Internet anderen die Welt des Kapitalmarkts erklären.

Jene Generation von Anlegern, die ihre Informationen aus Kanälen wie Instagram oder YouTube bezieht, folgt ihnen in Scharen. Accounts mit deutlich über 100.000 Followern sind deshalb keine Seltenheit. Immerhin die Hälfte der Follower hat schon einmal eine Investmententscheidung auf Basis einer Social-Media-Empfehlung getroffen, wie eine Studie über den Einfluss von Finfluencern zeigt, an der unter anderem die Fachhochschule Sankt Pölten beteiligt war.

Geld verdienen im Alltag

Auch Philipp Genduth möchte nicht „Finfluencer“ genannt werden. Gemeinsam mit Matthias Reiter und Markus Wilhelm hat er die Plattform Finanzenverstehen.at samt Blog und Podcast gegründet. Dort gibt es keine Anlageberatung, sondern Informationen darüber, wie der Finanzmarkt funktioniert, welche Produkte es gibt, worin sich Broker unterscheiden und welche steuerlichen Aspekte zu beachten sind. Entscheiden muss jeder selbst.

Im Internet gebe es viele unseriöse Informationen, sagt Genduth. Selbst in renommierten Magazinen sei oft von einer „600-prozentigen Chance“ zu lesen. Hier helfe Finanzwissen, um zu erkennen, dass dies unrealistisch sei. Im Rahmen seiner hauptberuflichen Tätigkeit bei der Polizei im Bereich Cybercrime hat Genduth oft festgestellt, dass mehr Finanzbildung in der Bevölkerung den Internetbetrügern das Leben erschweren würde. Außerdem möchte er anderen die Fehler ersparen, die er selbst gemacht hat.

„Ich habe mit Pennystocks gehandelt, weil ich schnell reich werden wollte.“

Seine beiden Mitgründer habe er über soziale Medien kennengelernt. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass es in Österreich keine kostenlose und seriöse Anlaufstelle für gebündelte Informationen zum Thema Geldanlage gebe. Es gebe zwar Plattformen aus Deutschland, aber dort sei die steuerliche Situation anders und es seien auch andere Broker aktiv. Zielgruppe seien Menschen, die in die Vorsorge einsteigen wollten, aber nicht wüssten, wie. „So kompliziert ist es nicht“, sagt Genduth.

Natürlich müsse man sich informieren, aber das mache man auch, wenn man einen Urlaub buche oder ein Auto kaufe. Die Plattform wolle den Menschen die Angst vor dem Kapitalmarkt nehmen, die in Österreich weit verbreitet sei. Es gehe darum, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, zu sehen, dass man täglich das iPhone oder die Zahnpasta benutzt – und dass man damit Geld verdienen kann.

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