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An den internationalen Finanzmärkten geht es auf und ab. Trotz der Tatsache, dass die Börsen langfristig steigen, gibt es immer wieder Phasen hoher Volatilität. Etliche Anleger gehen daher davon aus, dass es aus renditetechnischen Gesichtspunkten vorteilhafter ist, einen Sparplan laufen zu lassen, anstatt eine Einmalanlage zu tätigen. Sie berufen sich dabei auf den Cost-Average-Effekt. Um was es sich dabei handelt und welche Vorteile diese Strategie hat, erläutern wir Dir im nachfolgende Artikel.
Allgemein ist bekannt, dass Investoren bei steigenden Kursen Kapitalzuwächse erzielen und während eines Bärenmarktes finanzielle Verluste erleiden. Dementsprechend möchte niemand einen großen Geldbetrag an der Börse anlegen, wenn ein Kursrutsch unmittelbar bevorsteht. Was also tun, wenn Du über Kapital verfügst und dieses in Wertpapiere investieren möchtest. Einmalanlage oder Sparplan? Der Cost-Average-Effekt soll in Bezug auf diese Fragestellung Abhilfe schaffen.
Der Begriff stammt aus dem englischen und bedeutet ins Deutsche übersetzt Durchschnittskosteneffekt. Anstatt Dein gesamtes Kapital auf einmal zu investieren, streckst Du den Anlagezeitraum über mehrere Wochen, Monate bis Jahre. Populär wurde diese Strategie, insbesondere infolge der wachsenden Beliebtheit von ETFs. In Form von festen und regelmäßigen Einzahlungen in einen Sparplan kaufst Du Fondsanteile. Stehen die Kurse hoch, erhältst Du statistisch gesehen weniger Anteile, als wenn die Kurse niedrig sind.
Tom ist 25 Jahre alt und verfügt dank einer Erbschaft über 30.000 EUR. Von dem Geld möchte er Aktien erwerben. Da er Angst hat, den gesamten Betrag an Tag X in Wertpapiere anzulegen, entschließt er sich dazu, alle drei Monate 5000 EUR zu investieren. Nach 18 Monaten ist die vorgenannte Summe an den Börsen angelegt.
Da die Börsenkurse ständigen Schwankungen unterliegen, zahlt Tom bei jedem Kauf einen anderen Preis für seinen ETF. Folglich erhält er in Abhängigkeit von den jeweiligen Kaufkursen eine unterschiedlich hohe Stückzahl Anteile. Am Ende der 18 Monate kann Tom den Durchschnittspreis berechnen.
Der Präsident des Bundesverband Investment und Asset Management (BVI), Thomas Neiße, beschrieb die Vorteile des Cost-Average-Effekt in einem Interview mit der Börsen-Zeitung 2010 sinngemäß wie folgt:
Der Durchschnittskosteneffekt hilft beim langfristigen Vermögensaufbau. Aufgrund der Volatilität der Aktienmärkte erhalten Anleger einen günstigeren Durchschnittseinstandspreis als bei einer Einmalanlage.
Demnach erübrigt sich die Suche nach dem idealen Investitionszeitpunkt, weil Sparer bei niedrigen Kursen relativ gesehen viele Fondsanteile erhalten. Bei hohen Notierungen hingegen werden vergleichsweise wenig Anteile erworben. Wegen der antizyklischen Vorgehensweise ergeben sich für Investoren signifikante Vorteile gegenüber der Einmalanlage.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass dem Cost-Average-Effekt eine positive Auswirkung auf die maximal zu erzielende Rendite zugeschrieben wird. Darüber hinaus soll die Strategie das Verlustrisiko begrenzen, da regelmäßig zugekauft wird.
Wenn Du den Cost-Average-Effekt nutzen willst, liegt der größte Vorteil in seiner psychologischen Wirken. Stell Dir vor, Du investierst eine für Dich beträchtliche Summe kurz vor dem Beginn eines Börsencrash. In der Folge musst Du zusehen, wie sich Dein Vermögen kontinuierlich verringert. Aus psychologischer Sicht ist dies mehr als nur herausfordernd. Womöglich bist Du versucht, nach einem Verlust von 20-30 % Deine Anteile zu verkaufen, weil Du dem psychischen Druck nicht mehr standhältst.
Kaufst Du demgegenüber nach und nach einen ETF, erfreust Du Dich an fallenden Kursen, da Du so relativ gesehen mehr Papiere bekommst. Die Rallye vom Börsentief bis zum nächsten Hoch nimmst Du komplett mit.
Was ist dran an der Aussage, dass der Durchschnittskosteneffekt zu langfristig höheren Renditen führt? In der Realität leider recht wenig. Der Cost-Average-Effekt verfügt über keinerlei renditefördernden Effekte. Die Senkung des Durchschnittskostenpreises existiert, ist jedoch für die Praxis irrelevant. Es handelt sich dabei lediglich um eine arithmetische Begleiterscheinung. Dies wurde bereits von Constantinides im Jahr 1979 nachgewiesen und im 21. Jahrhundert von Langer/Nauhauser bestätigt (vgl. Constantinides 1979 und Langer/Nauhauser 2002).
Bei der Fokussierung auf den Durchschnittskostenpreis handelt es sich um eine Illusion. Denn dieser ist weder eine Rendite noch eine Risikokennzahl. Für das am Ende vorhandene Gesamtvermögen ist ausschließlich von Bedeutung, wie viel Kapital an jedem spezifischen Zeitraum innerhalb der gesamten Periode angelegt war.
Der Cost-Average-Effekt hat sicherlich eine Daseinsberechtigung. Es ist leichter, regelmäßig 1000 EUR zu investieren, anstatt einmal 10.000 EUR. Diese Strategie lässt dich ruhig schlafen und verleitet dazu, regelmäßig zu sparen und das Geld nicht für Konsum zu verprassen. Hinzukommt, dass speziell im jungen Alter nur die wenigsten Menschen über bedeutende Geldvermögen verfügen und daher zwangsläufig auf Sparpläne angewiesen sind.
Hinsichtlich renditetechnischer Gesichtspunkte ist der Durchschnittskosteneffekt ein Fehlschlag. Der von der Finanzbranche postulierte profitsteigernde Effekt existiert nicht beziehungsweise wurde empirisch bereits vor Jahrzehnten widerlegt. Mehr dazu gibt es hier von Gerd Kommer, der sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und vor allem auch interessante wissenschaftliche Theorien vorlegt, die die These vom Cost-Average-Effekt widerlegen.
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